die welle wellt...spielzeit 1999/2000
neben drei arbeiten unsererseits bestückten also acht arbeiten der jugendlichen den spielplan unserer dritten spielzeit. die jungen hatten das ruder übernommen. die sparte oder säule erhielt den titel
“jetzt! junge machen ihr theater!”
und so klang die gründungsphase der fabrik unter stürmischen vorzeichen aus. stürmisch, weil diese grosse zahl an projekten den kleinen aber feinen apparat der fabrik vor einige organisatorische herausforderungen stellte. supervision, probenraum, technische dienste, alles war gefordert und vieles konnte nur mangelhaft oder improvisiert zur verfügung gestellt werden.
einige ausführlichere anmerkungen zum ergebnis finden sich in der rückschau zwei.
in der kurzfassung:
- der ansatz hat sich besser als erwartet realisiert.
- während die reflexiv-kritische ebene im kontext der uni-versuche wichtiger und impulsgebender war, schöpften die jugendlichen spontaner, lustorientierter aus dem bauch. zu unserer verblüffung zielte im ergebnis aber die suchende energie in dieselbe richtung: ihre themen waren alles andere als leichte kost. in allen stücken suchten sie nach dem nerv ihres themas, nach dem punkt der trifft. ihre arbeiten waren allesamt verbindlich.
- jede arbeit ging ihren eigenen, spezifischen weg - und alle landeten an unterschiedlichen punkten. das begeisterndste (und verunsicherndste) für uns spielleiter war, zu erleben, dass gut die hälfte der inszenierungen in puncto authentizität, dichte und theatraler energie den pädagogisch-professionell geleiteten arbeiten nicht hintanstanden, sie sogar überflügelten(!). davon zeugen nicht zuletzt diverse einladungen einzelner arbeiten dieses und folgender durchgänge zu überregionalen festivals (zb. theatertreffen der jugend).
- die regulativen mechanismen innerhalb der gruppen spielten erstaunlich gut. selbstlernende kontexte sind wesentlich unriskanter als das theaterpädagogische vorurteil zugibt.
- das ungebremste, ungeleitete suchen zeitigte etliche ästhetische entdeckungen, die ein strukturierteres heranführen unterbunden hätte.
- solche ergebnisse haben ihre geschichte. sie brauchen vertrauen und zeit.
mein persönliches fazit: das modell “theaterpädagogische fabrik” kann nur mut machen, dem theater als aufregende wirklichkeitswerkstatt seine freiheit zurückzugeben. und das risiko eines selbstbestimmten kreativen prozesses als etwas zu begreifen, das wesentlich ist für so vieles, was wir mit theater wollen.
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