mario portmann

seekarte

seminar theaterpädagogische projektarbeit / theaterpraxis
fsu jena

imaginata theater der
imaginata jena

istvàn zelenka

theaterpädagogische fabrik des theaters altenburg-gera

theaterpädagogische fabrik des theaters altenburg-gera

schwierigkeiten

noch den zugriff der studenten der uni jena gewöhnt, unterlag ich anfangs einer reihe von fehleinschätzungen. ich hatte offensichtlich nachholbedarf. zu beginn unserer ersten spielzeit versuchte ich eine gruppe von spielerinnen zwischen fünzehn und siebzehn, die gerade ein projekt abgeschlossen hatte, zu einem ersten eigenen experiment zu ermuntern. der vorschlag, mal ohne erwachsenen spielleiter (nur mit supervisor) zu arbeiten stiess nicht, wie erwartet, auf neugierde sondern auf spontane und totale ablehnung. das gespräch endete abrupt und mit grosser verstimmung des ensembles.

drei dinge wurden klar:

  • wie tief die gewöhnung an einen leiter, einen antwortgeber durch die schulische sozialisierung verwurzelt war,
  • wie unüberwindbar unübersichtlich ihnen das terrain des theaterspiels erschien,
  • und welch grosse rolle offensichtlich der persönliche bezug zum spielleiter für das eigene engagement spielte. egal wie gut und lustvoll ich argumentierte, es kam auf der beziehungsebene nur die botschaft an, dass ich kein interesse an ihnen habe.

der weg würde länger werden. das konzept des einflussfreien spielfelds gründet auf der persönlichen neugierde und unternehmungslust des spielers. diese konnte man nicht anordnen, sie mussten sich freiwillig einstellen.

wir gingen das unternehmen von verschiedenen seiten gleichzeitig an:

  • ein experimentierfeld wie wir es uns vorstellten, schöpft seinen sauerstoff aus der durchlässigkeit. die einrichtung “fabrik” musste offen sein für jede idee, jeden menschen, seien sie noch so merkwürdig. ein grenzenloser ort - im scharfen kontrast zu einer wirklichkeit, die sich über grenzen definiert. vielfalt erweitert den horizont und würde irgendwann sich gegenseitig anschiebende energien freisetzen. wir kümmerten uns um die vernetzung in die stadt und zu anderen spielgruppen, etablierten eine reihe von geleiteten “werkräumen” (nicht ergebnisorientierte werkstätten), verknüpft mit dem angebot an jeden einzelnen, bei lust und interesse eigenständige werkräume ins leben zu rufen oder weitere anzuregen. (das angebot galt natürlich von anfang an auch für eigene projekte).
  • die spielleiter mussten persönlich erfahrbar werden, ihre anliegen in ihrer arbeit authentisch und beseelt ausstrahlen. die fabrik bot auch ihnen den raum, anhand eigener ästhetischen grenzgänge weiter zu wachsen. sich nur im rahmen eines “auftrags” zu verwirklichen, hätte nicht ausgereicht. selbstbestimmung sollte in jeder ebene verwirklicht sein, um glaubwürdig zu erscheinen. so durfte/sollte bspw. jeder künstlerische mitarbeiter sich sein aufgabenfeld selber abstecken. transmissionsriemen der individuellen spezialitäten in die fabrik und zu den jugendlichen hin waren u.a. die “werkräume”, in denen jeder sich und sein steckenpferd lustvoll ins spiel bringen konnte.
  • künstler von ausserhalb brachten weitere ästhetische sicht- und reflexionsweisen ein. der “performance”-werkraum als einladung zum verspielten experimentieren mit aspekten der wirklichkeit, angeleitet von einem maler und einem jungen videokünstler bspw. diente gleichzeitig dem bekannt machen mit neuen möglichkeiten des mediums theater.
    selbiges versuchte die dritte zusammenarbeit mit istvàn zelenka in einem netzwerk-projekt zwischen den städten jena und gera.
  • genauso wichtig wurden aber eben auch “klassische” jugend- clubinszenierungen in der vertrauten arbeitsteilung zwischen spielleiter und spielern. sie waren, rückblickend, unverzichtbare felder, in denen der diskurs über theater und seine möglichkeiten konkret geführt werden konnte. die sieben arbeiten, die in der ersten spielzeit entstanden, waren glücklicherweise ausserordentlich verschieden und gelangen ausnahmslos gut (drei davon wurden zu festivals eingeladen, zwei sogar zum theatertreffen der jugend). die vorzeigbaren qualitäten sorgten, so erscheint es in der rückschau, entscheidend für die glaubwürdigkeit der spielleiter. und damit auch für die glaubwürdigkeit der (immer noch) unkonventionellen ideen.

wir warteten also auf den moment, an dem “es” passieren würde. und es dauerte  eineinhalb spielzeiten, bis ein zufall den stein endlich ins rollen brachte.

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1
beginn

2
schwierigkeiten

3
zwei schwalben

4
die welle