mario portmann

gleichzeitig

theater baden-baden
spiegelfoyer

gleichzeitig
von jewgeni grischkowez

 

inszenierung: mario portmann
raum/kostüme: britta langanke
dramaturgie: judith uhrich
mit michael hecht

premiere am 19.3.2006

weitere vorstellungen: oktober 2006

karten hier.

 

badisches tagblatt vom 21.3.2006:

Was ist Zufall, was Naturgesetz?

Im selben Moment, da Michael Hecht das Spiegelfoyer des Theaters betrat, wurde ein Mensch geboren - und ein anderer starb; stürzte irgendwo ein Flugzeug ab, und begab sich in der Ferne ein Schiff auf Jungfernfahrt...

In seinem Bühnenmonolog “GleichZeitig” setzt sich Jewgeni Grsichkowez, Jahrgang 1967, mit dem Phänomen der Koinzidenz auseinander, spinnt seine Gedanken über das, was ist oder das, was zu sein scheint, beunruhigt sich über Kontrollverlust und Zufallsereignisse, verarbeitet Träume und Traumata, Wunsch und Wirklichkeit, Krieg und Frieden. So weit er seine Phantasie auch schweifen lässt, so unbefangen er die Themen aufgreift, staunt, experimentiert, selbst am eigenen Leib - der Knoten des Phänomens “Gleichzeitigkeit” lässt sich nicht lösen. Jeder Gedankengang birgt weitere. Es ist, als klicke man im Internet ein Stichwort an und erhalte Hinweise auf Tausende von Links.

Der Autor Jewgeni Grischkowez, der als “Erfinder der russischen Performance” gefeiert wird, Regisseur Mario Portmann, der mit “P’tit Albert” im TiK bereits eine beeindruckende Probe seiner differenzeirten und sensiblen Arbeitsweise abgegeben hat, und Michael Hecht vom Baden-Badener Theater sind eines Alters. Sie sprechen also die gleiche Sprache, haben ein ähnliches Lebensgefühl, und das ist wohl auch einer der Gründe, dass dieser breit angelegte Monolog überzeugt, den Zuhörer an keiner Stelle langweilt oder unrealistisch anmutet.

Michael Hecht zeigt sich als die Verkörperung dessen, was der andere zu Papier gebracht. Sanft und liebenswert, spontan und naiv, wenn man das Wort “einfach” im besten Sinne übersetzen will, nimmt er sein Gegenüber für sich ein, fast wie ein aufgewecktes Kind. Sein mitunter von Situationskomik durchsetztes Grübeln hat auch etwas Faustisches an sich, von einem, der darum ringt zu erkennen “was die Welt im Innersten zusammenhält”, was Zufall, was Schicksal sei, was Naturgesetz - und was Numinose, um dann mit Goethe zu dem Schluss zu kommen: “Wenn ihrs nicht fühlt, ihr werdets nicht erjagen.”
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