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freies theaterhaus, frankfurt am main, das weite theater, berlin
koproduktion der hochschule für schauspielkunst “ernst busch”, abt. puppenspielkunst, berlin, freies theaterhaus frankfurt, perlico perlaco frankfurt am main und eotheater.net
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die geschichte von herrn sommer von patrick süskind
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inszenierung: mario portmann raum / kostüme: grit wendicke mit anna fregin, georg feils
premiere am 30.6.2005 in frankfurt am main
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neue frankfurter presse vom 2.7.2005
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Der Dämon des manischen Dauerwanderers
Anna Fregin und Georg Ferri Feils bezauberten mit Patrick Süskinds “Geschichte von Herrn Sommer” im Theaterhaus Frankfurt.
Eine Sprache von so raffinierter Leichtigkeit, Poesie und melancholischer Lebensklugheit, dass sich Süskind den Meistern der Novelle zur Seite stellt. Solcher Takt im szenischen Umgang mit der Geschichte (Regie: Mario Portmann), dass der Zuschauer keine Literatur vor sich wüsste, wäre da nicht die bestrickende, zuletzt erschütternde Sprache. Dann diese Schau- und Puppenspielkunst: mit Lockspeisen für kleine, Belohnungen für größere Zuschauer. So lauten die Ingridienzien der wunderbaren Aufführung
Die Geschichte schreitet einen verschränkten Lebenskreis aus: von der frühen Kindheit des Erzählers bis zum Tod der Titelfigur. Ein weißer Kreis ist es auch, auf dem Feils als Erzähler (um die Fünfzig, im Midlife-Angestellten-Look) und Fregin im Puppenspieler-Schwarz, mit dem Puppen-Ich als kleinem Jungen, berichten. Darüber eine Glühbirne, dahinter ein Schrank mit Requisiten und wechselnden Funktionen: ein Hocker, Leiter. Herr Sommer tritt nicht auf, ist aber omnipräsent. Fregin zeigt ihn uns durch die Augen des Kindes, das zu seht mit sich, Klassenkameradin Carolina und dem Popel auf dem “Fis” beschäftigt ist, um von den Dämonen des mansichen Dauerwanderers viel zu begreifen. doch wächst es heran, bisch sich seine aufsteigende Lebenskurve mit der absteigenden des armen Teufels ein letztes Mal kreuzt und er Zuge seines Selbstmords wird. Wovon er niemandem je erzählt - nur uns. Schwer zu sagen, was am meisten gefällt: der demütig-selbstbewusste Dienst am Text odr das quirlige Schau- und effektvolle Puppenspiel Fregins, die immer wieder verblüfft, Vergnügen schafft, atemlos lässt.
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frankfurter rundschau vom 2.7.2005
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Fis mit Popel
Anna Fregin lässt Herrn Sommer im Theaterhaus wandern
VON SYLVIA STAUDE
Herr Sommer ist ein Wanderschuh mit rotem Schnürsenkel. Das Mädchen Carolina eine kleine Schiefertafel mit aufgemalten Augen. Wir sprechen von Patrick Süskinds Herrn Sommer und seiner Carolina, beide wichtige Figuren in der Geschichte von Herrn Sommer. Anna Fregin hat den Roman zu einem Stück für zwei Schauspieler (sich und Georg Feils), eine Puppe und diverse Objekte gemacht. An der Berliner Ernst-Busch-Hochschule wurde Fregin zur Puppenspielerin ausgebildet, das Sükind-Stück ist ihre Diplomarbeit. Mit der man sie wirklich guten Gewissens auf die Zuschauer-Welt loslassen kann, wie ein Gast-spiel im Frankfurter Theaterhaus zeigt.
Herr Sommer, der bei Süskind immer nur läuft und läuft, ist, wie gesagt, ein Wanderschuh. Das leuchtet ebenso ein, wie die Aufspaltung der Erzählung zwischen dem jungen Jungen (einer Puppe) und dem alt gewordenen Jungen (Feils), der sich erinnert: Wie er auf Bäume kletterte, sich in Carolina verliebte, von der Klavierlehrerin gequält wurde. Und wie Herr Sommer - ohne dass dieser es wusste - ihn davon abhielt, sich aus Verzweiflung vom höchsten Baum des Waldes zu stürzen.
Anna Fregin lässt die Jungen-Puppe durch die Luft taumeln, spielt später dessen gesamte Familie, entfesselt einen Schuh-Orkan, erklärt wunderbar das Wort ,,Klaustro-phobie, ist herzzerreissend, wenn Herr Sommer ins Wasser geht und lustig, wenn sich der Junge vor einem Klavierlehrerinnen-Popel auf dem Fis ekelt. So kann man ins Berufsleben starten.
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