mario portmann

neuland

von grandiosen abenteuern oder das spiel mit der krise

zwischen 1993 und 2001 hatte ich die glückliche gelegenheit, einigen wichtigen fragen meiner suche im und mit theater bei ausflügen im feld des sogenannten “nicht-professionellen” spiels nachzugehen.


diese ausflüge waren ebenso lehrreich und bereichernd, wie abenteuerlich. einige gedanken zu der speziellen suchrichtung, die ich mit meinen mitstreitern in dieser zeit einschlug, möchte ich hier unterbringen:

 

trennen was zusammengehört?
die übliche trennung zwischen professionellem und nicht-professionellem theater geht in erster linie vom ergebnis aus, also der aufführung und ihrer künstlerischen qualität. im weiteren von einem (angeblich) fundamentalen unterschied der zielsetzungen. geht man allerdings einen schritt zurück und definiert theater als kulturtechnik zur selbsterforschung und selbstverortung des einzelnen und seiner gemeinschaft, macht eine vorschnelle trennung wenig sinn. in dieser sichtlinie sind die interessen beider “sphären” durchaus identisch.
 

...dass frei nur ist, wer seine freiheit gebraucht.
aus der präambel der schweizer verfassung
 

trennen was nicht zusammengehört!
“theaterpädagogik” gilt als sammelbegriff für den einsatz von theatertechniken ausserhalb des professionellen kunstbetriebs. sie umfasst ein weites feld, das ich nicht ansatzweise zu überblicken vermag. der oben beschriebenen sicht auf theater, (es ist die, die mich interessiert), steht der begriff aber eher im weg. er legt nahe, dass die arbeit mit theater bestimmten erzieherischen zielen dient, die position des heranführenden, des leiters ist in ihm gesetzt. theater als kunst  zielt auf das gegenteil eines pädagogischen prozesses: es schafft einen raum freiester reflexion, in welchem die widersprüche des seins ungebremst aufeinanderprallen. sie wirft den betrachter (und den macher) auf sich selber zurück und er ist gehalten, sich eigenverantwortlich zu positionieren.


unmündigkeit ist das unvermögen, sich seines verstandes ohne leitung eines anderen zu bedienen.
immanuel kant


einfach los!

warum sich also den raum dazu nicht selber nehmen? eigenverantwortlich die “kulturtechnik” theater erforschen und für die eigene suche verwenden? frei und eigenständig in bewegung kommen? welche themen würden untersucht werden? welche sprache, welche bilder entstehen? und was gäbe es für uns “leiter” zu entdecken?

der versuch, die leeren räume dazu zu schaffen, entwickelte sich zu einer spannenden entdeckungsreise, die von der universität jena bis zum theater altenburg-gera mit seinen jugendclubs führte.

unsere “pädagogische linie” als spielleiter war dabei nicht aus einem guss. wir lernten selber ständig weiter. sie umkreiste aber drei fragen: wie schaffen wir einen leeren raum? welches sind die voraussetzungen für selbstlernprozesse? wie schaffen wir es, uns letztlich überflüssig zu machen?
 

etwas material zu den einzelnen projekten steht auf dieser website. es ist lückenhaft und nicht (allzu) systematisch bearbeitet. wen das nicht abschreckt, der darf hier gerne stöbern.