warum das kind in der polenta kocht

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staatstheater braunschweig
junges staatstheater

warum das kind in der polenta kocht
nach dem roman von aglaja veteranyi
bearbeitet von mario portmann

 

inszenierung: mario portmann
dramaturgie: eva veiders
raum/kostüme: heinz häsler
musik: jörg wockenfuß, jan beyer
mit björn jacobsen, susanne mayerhöfer, wanda perdelwitz, alissa snagowski

premiere am 10.6.2007, haus III
 

braunschweiger zeitung vom 13.6.2007:

Episoden aus dem Zirkusleben

Aglaja Veteranyis "Warum das Kind in der Polenta kocht" im Staatstheater

Von Harald Hilpert

Dass ein Kind im heißen Grießbrei einer Polenta gekocht werden soll, gehört ins Repertoire grausamer Märchen. Die Schwester in Aglaja Veteranyis Roman "Warum das Kind in der Polenta kocht" aber erzählt solch Geschichten, um die pubertierende Monika von ihren Albträumen abzubringen. Denn die Mutter wird jeden Abend in der Zirkuskuppel an ihren eigenen Haaren aufgehängt, um den Lebensunterhalt für die Kinder zu verdienen.

In einer zupackenden Inszenierung von Mario Portmann kam jetzt die dramatisierte Fassung des Buches ins Haus III des Staatstheaters.

Es geht um eine rumänische Artistenfamilie. Die flieht, um im Westen das Glück zu finden. Vier drahtige Menschen, die in ärmlichen Trainingsanzügen Kunststückchen zeigen. "Glück habe ich mir anders vorgestellt", sinniert Monika traurig und wird wie eine gedrillte Puppe vom Vater zurückgepfiffen.

In melancholischen Erzählsplittern wird diese sonderbare Familiengeschichte aus der Sicht des Kindes aufgerollt, das Leben in der Zirkusmanege, in Hotels, Heimen und billigen Rummelbuden. Ein ewiges Fremdsein, das das kindliche Gemüt zu zerfressen droht.

Wanda Perdelwitz erfühlt als Monika diese Bedrohtheit ganz aus der kindlichen Perspektive heraus. Anrührend gespielt auch die Zuneigung zur Mutter. Eine Anhänglichkeit, die auch in solchen Momenten noch glaubhaft erscheint, als die Mutter ihre Kindtochter in ein Nackttanzvarieté verkuppelt. Seelisch grausame Szenen folgen en masse.

Susanne Maierhöfer als resolute Mutter hat dennoch scheinbar alles im Griff. Auch den Luftikus Vater, den Björn Jacobsen mit fremdartigem Dialektduktus und mancher Pointe gibt. Alissa Snagowski als vom Vater missbrauchte Tochter trägt in ihrer bewusst vordergründig gespielten Seelenhärte zur Gesamt-Melancholie des Stückes bei. ... Zuletzt verdientermaßen überschwänglicher Beifall.

Polenta-16

fotos von ammerpohl fotodesign, braunschweig

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