in der spielzeit 97/98 begannen wir in gera mit dem modellvorhaben einer “theaterpädagogischen fabrik”. das theater altenburg-gera bot ein ideales arbeitsumfeld (eine bereits rege theaterpädagogische tätigkeit), eine gut ausgestattete infrastruktur und freie hand für unser vorhaben:
ein experimentier- und arbeitsraum in dem nicht-professionelle und professionelle künstler in vielfältigen konstellationen sich und ihrer wirklichkeit auf den zahn fühlen sollten.
das ziel war,
- darin den jugendlichen mittätern einen werkraum ungehinderter, einflussfreier entfaltung zu schaffen,
- sie dazu zu verführen, sich das medium theater einfach zu greifen und selber neu zu erfinden. in selbstlernenden arbeitsbezügen einen schritt zu echter selbstbestimmung und selbstreflexion zu wagen.
[so unpolitisch im herkömmlichen sinne wir abeiteten, so sehr zielte der versuch auf eine “politisierung von unten”: genau genommen trägt jede unabhängig getroffene entscheidung den kern des politischen in sich. denn eigenständigkeit im wortsinne begibt sich immer in eine spannungsbeziehung zu übergeordneten systemen, die zu ihrer erhaltung letztlich der (graduell) unmündigen abhängigkeit des einzelnen bedürfen.]
für uns spielleiter und theaterpädagogen lief dieses anliegen, wie schon in jena, darauf hinaus, uns zurückzunehmen und am ende überflüssig zu machen. aus der “theaterpädagogischen” fabrik sollte irgendwann die “theaterfabrik” werden.
liessen sich nun konzept und erfahrungen aus jena auf dieses so andere feld einfach übertragen?
nein. wir stiessen auf grosse schwierigkeiten.
weiter.
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