zurück zum anfang - die unendliche freiheit durch festlegung wieso war nun die mehr oder minder festgelegte struktur der partituren so wichtig? ich gehe nochmals darauf ein, weil wir in allen drei durchgängen intensiv über die beim ersten lesen “gefühlte” einengung durch zelenka diskutierten. meiner erfahrung nach sind sie der schlüssel zu allem:
sie nehmen mir die last, etwas ausdrücken zu müssen. die anweisung, den arm bspw. nach 5.30 minuten zu heben, entbindet mich der pflicht, über den zeitpunkt und die geste zu entscheiden. ich kann ungestört im zustand maximaler wahrnehmender offenheit nach innen und aussen verharren.
jede form von “kreativem ausdruck” zwingt mich zur selektion von impulsen, gedanken, ich forme sie zu einer absicht und begebe mich in eine zwischenrealität, die zwangsläufig eingeschränkt ist. ich interpretiere und entdecke nicht mehr.
zudem zerstöre ich das hierarchiefreie koexistieren von mir und meiner umwelt. ich greife äussernd ein, ich werfe einen stein ins wasser. das provoziert zwar wellen - aber ich verliere den blick auf den grund des sees. ich begebe mich in die ebene sozialer interaktion (zb mit passanten). diese ebene zwingt mich umgehend in kommunikationsstrukturen, die immer auch strukturen von macht (und damit einschränkung) sind.
allein - und immer nah sind diese performances also autistisch? eben genau das gegenteil. so paradox es klingt. der idealzustand vollkommener offenheit und wahrnehmung, nach innen wie aussen lässt mich umfassend an allem, auch an allen anderen teilhaben. ich lasse sie in mich hinein, ohne grenzen zu ziehen, jeder schritt eines passanten, jeder klang eines mitspieler, jedes vogelzwitschern: sie werden ganz zu mitspielern meines spiels mit ihnen. ich bin ihnen und mir vorurteilslos nahe.
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